· 

Diese Geschichte ist meine Geschichte...


Die Seifensiederin plant ihre nächste Seife. Sie hat schon viele verschiedene gemacht. Einfache und aufwändige Seifen, Seifen, die Nerven kosten, und solche, die ihr einfach von der Hand gehen. Rote, gelbe, grüne, blaue Stücke. In einzelnen Formen oder in großen Blöcken, aus denen sie die Seifenstücke heraus geschnitten hat. Sie hat eine Vorstellung wie die Seife werden soll. Sorgfältig wählt sie dafür die Öle und Fette aus, damit sich die Haut später beim Waschen gut anfühlt und gepflegt wird. Sie macht sich Gedanken um das Aussehen, die Farben und den Duft der zukünftigen Seife.

Wenn diese Kopfarbeit beendet ist, beginnt die Handarbeit, das Konkrete.

Öle und Fette werden gewogen und im Topf langsam unter ständigem Rühren erwärmt. Sie mag diese Zeit es ist wie eine kleine Meditation.

Dann kommt ein aufregender Moment, sie muss Schutzkleidung anziehen und die Lauge anrühren. Vorsichtig sein, nichts darf spritzen oder auslaufen, es besteht Verletzungsgefahr! Nun werden die Öle und die Lauge auf ungefähr die gleiche Temperatur gebracht. Die Lauge wird langsam und vorsichtig zu den Ölen gegeben, das ist eine besonderer Moment, denn nur durch die Lauge können sich die Öle verseifen und wandeln. Jetzt muss es meistens zügig voran gehen! Farben mischen, Duft dazu geben, noch einmal vorsichtig rühren und in die Form füllen. Dass alles muss geschehen bevor der Seifenleim (so nennt man die noch flüssige Seife) beginnt fest zu werden. Geduld braucht die Seifensiederin, denn die Form wird 24 Std kuschelig warm eingepackt und muss ruhen. Sie sagt zu diesem Vorgang liebevoll: Ich lege meine Seife schlafen.

Kaum sind die Stunden vorbei, wird alles vorsichtig ausgepackt. Ein Moment voller Fragen:

Ist die Seife schon fest genug, um unbeschadet aus der Form zu kommen? Hat es geklappt, ist alles verseift? Sind die Farben so, wie ich es wollte? Der Duft, ist er noch vorhanden?

Wie dem auch sei, am Ende wird es auf jeden Fall ein Stück Seife sein, mit dem sie sich waschen kann, weiß die Siederin und wagt den ersten Blick.

Huch was ist denn da passiert? Das schöne Lila ist braun geworden, das Blau sieht eher nach grün aus und wo ist denn der Perlmuttschimmer geblieben? Ok, wenigstens das Gelb ist wie gewünscht und die Seife duftet dezent.

Die Lauge, so denkt die Siederin, die Lauge ist einfach unberechenbar.

Doch nun heißt es schon wieder warten. Die Seifenstücke müssen ausreifen, mehrere Wochen lang.

Warten, warten, warten… Dann ist es ist soweit die Seife ist gereift und es ist Zeit nachzusehen, ob sich nicht vielleicht doch noch etwas verändert hat.

Welch eine Überraschung! Der Braunton hat sich wieder zurück ins Lila gewandelt, das Blau ist jetzt ein tolles Türkis geworden und der Perlmuttschimmer hat sich an das Gelb gehängt und glitzert je nach Lichteinfall.

Die Seifensiederin taucht ein Stück der neuen Seife in Wasser und wäscht sich die Hände, genießt den Schaum, der dabei entsteht und ihre Hände umschmeichelt, freut sich am Duft, der sich verstärkt. Dabei schmunzelt sie und denkt: Wie gut, dass es immer Seife wird, wenn auch anders als ich es für mich geplant hatte. 


Wie ich zum Seifen sieden gekommen bin weiß ich gar nicht mehr genau. Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Bericht darüber gesehen. Der schlummerte in meinem Hinterkopf, bis der richtige Zeitpunkt da war, es auszuprobieren. Mittlerweile stelle ich schon einige Jahre Seifen im sog. Kaltverfahren her, das viel kreativen Spielraum ermöglicht. Automatisch lernt man dabei neue Techniken, wird durch andere Seifenbegeisterte inspiriert, versucht sich an vielem. Und wie ihr vermutlich schon ahnt, meine Ideen, die ich umsetzen möchte werden nicht weniger, im Gegenteil!

Seife wurde zu dem kreativen Mittel, mit dem ich mich ausdrücken kann und schnell wurde mir klar, dass ich damit in der Lage bin, Dinge zu verarbeiten, die vorher nicht greifbar waren. Schönes, Trauriges, Aufregendes oder einfach das Leben, wie es eben manchmal ist. Deshalb steckt hinter den meisten Seife auch eine zum Teil sehr persönliche Geschichte.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Marliesa (Sonntag, 29 Dezember 2024 14:24)

    Vielen Dank, liebe Monika, für das wunderbare Stück, das du mir geschenkt hast �
    Es duftet zwischen meiner Wäsche im Kleiderschrank �
    Ich wünsche dir, dass du bald wieder Seife herstellen kannst, was du mit so viel Liebe tust❣️